Toller Thread. Nicht gedacht dass ich dieses Thema hier finden würde.
Ich war dieses Jahr im September dort. Leider nur für einen Tag.
Mal schauen, vielleicht stelle ich hier auch ein paar Bilder ein.
Ich möchte hier, ich hoffe es ist okay, doch nochmal auf das Thema Radioaktivität bzw Strahlenbelastung zurückkommen.
Durch mein Studium der Elektrotechnik und Physik habe ich ein wenig Wissen dazu aneignen können.
Ich mietete mir einen Geigerzähler bzw. Dosimeter, um selbst die Hotspots messen zu können und auch um zu sehen, wie hoch meine Strahlenbelastung den Tag über war.
Dazu ein Vergleich:
wenn mein eine Flasche Vodka auf einmal austrinkt, kann das tödlich enden, wenn man diese übers Jahr über trinkt, macht das Nichts.
Genauso verhält es sich mit den radioaktiven Strahlen.
Erhält man in kurzer Zeit eine zu hohe Dosis, ich glaube es sind 5 oder 7 Sievert, ist diese tödlich. Zumindest habe ich es so im Gedächtnis, was im Kiew im Chornobyl-Museum gesagt wurde.
Was gefährlich ist, und daher darf man nichts anfassen oder gar mitnehmen, ist, wenn man einen radioaktiven Strahler an der Kleidung hat, oder schlimmer, gar in sich aufnimmt. Der strahlt dann die ganze Zeit.
Direkt am Reaktor 4 liegt die Belastung bei ca. 1,15µS/h, das heißt, wenn man eine Stunde dort bleibt, nimmt man 1,15 µS oder 0,0015 mS auf.
Der neue Sarkopharg mindert so die Strahlenbelastung um zwei Drittel, d.h. bis 2016 war die Belstung bei ca. 3,5µS/h.
Am sogenannten roten Wald, da ist sehr viel radioaktives Material niedergegangen, der wenige Meter vom dem Pribyat Monument entfernt beginnt, liegt die Belastung im Bus, hinter der Scheibe gemessen, bei über 20µS/h. Und das auf der Straße..... dort darf man auch nicht aus dem Bus raus. Und dieser hält nur für einige Sekunden. Die Strahlenbelastung sinkt rapide, sobald man sich einige Meter von der Quelle entfernt. Abstand ist also das Beste was man tun kann.
Meine aufgenomme Tagesdosis lag bei 0,000005 Sievert, also 0,005 mS oder 5 µS Und ich habe alle Hotspots selbst gemessen und auch fotografiert. Ich hatte von allen Teilnehmern die höchste Dosis.
Zum Vergleich:
1 * Mammographie : 1,0 mS (also 200 mal so hoch)
1 * Röntgen der Lendenwirbelsäule: 0,4 mS (also 100 fach wie meine Tagesdosis, aber in einer viel kürzeren Zeit)
Wir haben zwei Mal Kontrollpunkte passiert, in denen wir auf Strahlung getestet wurden, einmal vor der Mittagspause, und dann vor dem Verlassen der Sperrzone. Dort konnten wir auch unsere Taschen messen lassen.
Leider darf man nicht mehr in die Gebäude rein, weil irgendwelche Vollidioten (Sorry für den Ausdruck) meinten, sie müssten "Souvenirs" mitnehmen, sprich die wollten etwas von einem Klassenzimmer abmontieren.
Ich selbst möchte gerne nochmal hin, dann aber auf eine mehrtägige Tour in einer kleinen Gruppe, damit man in Ruhe fotografieren kann. Empfehlenswert ist das Frühjahr, wenn die Bäume noch im Winterschlaf sind. Bei Interesse würde ich das auch organisieren.
P.S.: Es leben und arbeiten auch Menschen dort, zwei Wochen arbeiten, zwei Wochen frei. Die wohnen in Chornobyl also Tschernobyl. Und es sind einige freiwillig zurückgekehrt und leben dort von der eigenen Landwirtschaft.
P.P.S.: Unbedingt vor (!) dem Trip das Chornobyl-Museum in Kiew besuchen! Dann wird der Besuch noch intensiver. Da kann man gut einen halben bis ganzen Tag drin verbringen.